
Wieviele Jahre benötigt ein Mensch, um für alle Zeit glücklich zu sein? Denn dieses Glück sieht den Menschen, wie er sich einsetzt, sieht, wie er sich abmüht und wie er sich verbraucht. Und die mühsam erworbene Erleichterung will bereits nach kurzer Zeit wieder belebt werden. Und irgendwann, später, ist man soweit, daß man mit allem zufrieden ist. Das Denken hat längst eine andere Sichtweise bemüht, und einhergehend werden die Schritte schwerer und schwerer. Wer will da diesem überfrachteten Dasein noch etwas abgewinnen, diesen seltsamen Wegen noch folgen? Die Gebrechlichkeit sucht in den erstickenden Atempausen noch nach der geringsten Hoffnung, die diesen gesamten Zerfall beendet und einen emporhebt aus diesem dahinsiechenden Sein. Was jedoch ist sein Glück? Die selbst erhaltenen Freuden sind längst nicht mehr wahr. Aus den Geschichtsbüchern der Familien, den Fotoalben, ist es deutlich zu entnehmen: In den Gesichtern zeigt sich mehr und mehr das veränderte, wahre Leben. Es zeichnet mit der Zeit immer deutlicher die Form, die dem wahren Zustand entspricht. All die kostbaren Werte erworbener Dinge vergangener Tage sind ruhmlos verblaßt. Lautlos zieht die Zeit ihren Schleier darüber, zeigt stumm ihren Sieg über das Vergehende.
Über das Vergehende. Ein letzter lebloser Traum wandelt auf verlorenen Spuren in dunklen verlassenen Gängen. Die Antwort auf so viele Fragen wurde nicht gefunden. Alles ist vorhanden, und doch ist nichts mehr wahr. Wer ich bin? Der Sinn? Was wird bleiben? Vielleicht auch: Wo werde ich sein? Und wo bleibt der, auf den alle warten? Schweigen. Nachdenkliches Schweigen. Schweigen, das sich längst damit abgefunden hat, gehen zu müssen. Ist das so? Wäre dieses Schweigen wirklich stumm, wenn es mehr wüßte? Wäre der Mensch immer noch zufrieden, wenn er sehen könnte, was zu ihm gehört und was zwischen Himmel und Erde noch möglich ist? Und doch, das Licht in dieser Nacht kann nichts tun. Es unterliegt dem freien Denken des Menschen. Er gestaltet seine Welt. Er lebt sie. Und doch hat er sich diese nie so vorgestellt. Er liebt, was für ihn liebenswert gilt. Doch die Angst vor dem Tod, das Ausgelöschtsein, kommt immer näher. Unaufhörlich zieht das Dunkel herauf. Häufiger nun beruhigt man sich mit einem Danke für das Leben und mit Gebeten. Die letzte Hoffnung bleibt, doch noch rechtzeitig emporgehoben zu werden. Solange das Herz schlägt, so lange lebt diese eine letzte Hoffnung. Das Entsetzen vor dem Augenblick, wo die Augen sich für immer schließen, bewirkt die panische Flucht des Menschen vor sich selbst, und diese Flucht wiederum besiegelt das Ende.
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