
Die letzten Tage des Glücks
Wenn stark aufgestaute Gefühle zu sehr hervorgereizt werden und in Freiheit gelangen, werden sie leicht verletzen. Gleichgültig wie liebevoll das Herz den anderen einst geachtet und geliebt hat. In diesem Augenblick erscheint die Liebe nur noch unwahr oder mehr wie ein Betrug. Später stehen sie gar voreinander und vergessen alle glücklichen Momente, die, die genau das verhindern sollten: daß das Entseelte den Blick verstellt und womöglich zuletzt dem anderen ins Gesicht spuckt. Ich sah meinen Mißbrauch nicht: Dein Schrecken war mein Lächeln. Ich sah es nicht. Und da mir diese Überlegenheit gefiel, blieb ich dabei.
Ringen um die Liebe
Was bleibt von einem Menschen nach all der erlebten Entherzigung? Vor allem aber: Was bleibt von der Liebe? Denn hat der Kampf und das Geschrei eines Streits erst einmal den Verstand umkreist und lahmgelegt, wird schnell nachgelegt, dann ist auch die Bereitschaft, Irrtümer einzugestehen, frommes Wunschdenken. Die einstige Liebe wird mit haarspalterischen Zungen fein säuberlich zerlegt und dem anderen so genüßlich vorgehalten, daß einem das Grauen kommt. Unwahrheit, Lüge und Betrug in fast jedem kurzen Satz. Je distanzierter es zwischen zwei Menschen zugeht, umso mehr erhitzen sich unter Umständen die Gemüter. Man sitzt mit den Worten eigener Überzeugung im Anschlag, um noch etwas zu retten – und fördert doch genau damit die Trennung. Wer glaubt da noch an göttliche Vorsehung und das untergegangene Wort: Ja! Wer von beiden glaubt jetzt noch an die ideale Ergänzung?
Views: 2660